IFA LKW W50 - Batterieumschalter Instandsetzen/Überholen

  • Guten Morgen Kollegen,


    ich glaube viele kennen dieses Ärgernis wenn es mit einmal nur noch klickt aber der Anlasser nicht mehr dreht. Man sucht und sucht und überprüft die Batterien, tauscht aus oder lädt nach. Bis man am Ende feststellt das am Anlasser nicht die 24 V anliegen. Also der Umschalter nicht korrekt reagiert/arbeitet.


    Nun liegen bei uns im Regal schon min. 5 solcher Umschalter die alle ihre Arbeit nicht mehr machen wollen. Hat Jemand von euch schonmal einen solchen Schalter aufgearbeitet?


    Grüße
    Volker

  • Hallo,

    .....aufgearbeitet...... möchte ich nicht behaupten, aber wieder funktionstüchtig gemacht..... durchaus.

    Zum allg. Verständnis einige Worte zum Aufbau und der Funktionsweise.

    Die Buchstaben beziehen sich auf die Bezeichnungen der Bilder 1 - 3.

    Wird der Hauptschalter zugeschaltet liegen am Umschaltrelais folgende Potentiale an. 

    Bild1: Ansicht von oben.

    A:  Minuspol Batterie II        (über Hauptschalter)

    B:   Pluspol Batterie I            (über Hauptschalter, Verbindung Armaturenbrett / Lichtmaschine)

    C:   Masse                              (Minuspol Batterie I, Verbindung zum Rahmen, Kabine usw.)

    D:   Plus  (12V/24V) (Pluspol Batterie II, Verbindung zum Anlasser)

    E:    Anschluss vom Anlassschalter (+12V beim Anlassen)

    F:    Anschluss Schaltkontakt zum Zugmagnet Anlasser (+24V beim Anlassen)

    Im Normalbetrieb sind beide Batterien parallel geschaltet. Dies bedeutet:

    Ø      A/a ist über den Schaltkontakt g  mit c => Blattsicherungen => C  verbunden

    Ø      B/b ist über den Schaltkontakt h  mit d =>  Blattsicherungen => D  verbunden

    Neben dem Hauptschalter und Umschaltrelais ist auch der Schaltkontakt im Zugmagnet des Anlassers zu nennen. Dieser Schaltkontakt trägt die Hauptschaltlast beim Anlassen. Die Funktionalität dieses Schaltkontaktes und Zugmagneten trägt doch sehr zur Haltbarkeit des Umschaltrelais bei.

    Anlassen:

    Wird der Anlassschalter betätigt, wird der Anschluss E/e mit (+12V) beaufschlagt und der Zugmagnet zieht an. Dies hat zeitlich gestaffelte Schaltvorgänge zur Folge.

    1.      Die Kontakte g und h lösen sich von a und b, damit sind beide Batterien nicht mehr parallel geschaltet.

    2.      Danach legen sich die Kontakte i federbelastet an a und b an, damit sind A und B kurzgeschlossen. Und somit sind beide Batterien (lastfrei) in Reihe geschaltet.

    3.      Als nächstes gehen die Kontakte h und f eine leitfähige Verbindung ein und F wird mit +24V (von d/D) gegenüber Masse beaufschlagt. Und der Zugmagnet im Anlasser zieht an.

    4.      Hat dieser Zugmagnet vollständig angezogen, werden über den Schaltkontakt am Zugmagnet die Wicklungen des Anlassers mit +24V beaufschlagt. Und der Anlasser beginnt sich zu drehen.

    Anlassvorgang beenden.

    Der Anlassschalter wird losgelassen, damit fällt der Zugmagnet im Umschaltrelais ab.

    1. Die Verbindung h und f wird gelöst und der Zugmagnet im Anlasser fällt ab.
    2. Die Verbindung a,b und i wird getrennt, die Reihenschaltung wird aufgelöst
    3. Die Verbindungen a mit g und b mit h werden hergestellt und damit die Parallelschaltung.

    Meiner Meinung nach, sollte der Schaltkontakt im Zugschalter des Anlassers zeitlich eher öffnen als die Schaltkontakte a,b und i im Umschaltrelais, womit er auch die Hauptausschaltlast trägt.

    Zeigen die Kontakte a,b und i übermäßige Brandspuren liegt es nahe, dass diese eine hohe Ausschaltleistung tragen, somit sollte der Schaltkontakt im Anlasserzugmagneten überprüft werden.

    Ist die Verbindung h und f übermäßig belastet, könnte der Zugmagnet des Anlassers z.B. schwergängig sein, zumindest zieht dieser übermäßig viel Strom.  

    Sind die Kontakte a und g sowie b und h übermäßig belastet, könnten die Ausgleichsströme zwischen den Batterien zu groß sein.

    Das 12V Bordnetz ist hauptsächlich an der Batterie I angeschlossen und wird über diese versogt. Batterie II ist für den 24V Anlassvorgang notwendig und stützt im Normalbetrieb die Batterie I.

    Also könnte man doch überlegen beim Anlassvorgang alle Verbraucher auszuschalten.

    Es ist auch darauf zuachten, dass die Batterien annährend gleiche Kapazitäten besitzen.

    Sind zum Bsp. die Kontakte an g und h nicht mehr intakt und besitzen somit einen größeren Übergangswiderstand, wird die Batterie II nicht mit der gleichen Spannung geladen wie Batterie I.

    Somit erhöht sich indirekt über die Zeit auch der Verschleiß der Kontakte. Vlt. sollte man die Batterien hin und wieder mal vertauschen, wenn man sie im Winter vlt. ohnehin ausbaut.

    Wenn z.B. der Motor schlecht startet, obwohl am Bordnetz noch ausreichende Spannung anliegt, könnte die Batterie II nicht oder nur unzureichend über die Lichtmaschine geladen worden sein, was eben am Umschaltrelais liegen könnte.     

      

    Die Kontaktpunkte im Umschaltrelais können im gewissen Maße wieder glatt geschliffen und vlt. nachgebogen werden, auch wenn es nicht optimal ist. Wenn sie schon komplett abgebrannt sind müssen sie ersetzt werden.

    Wenn die zeitliche Schaltreihenfolge der Kontakte nicht mehr gewährleistet ist, könnte man versuchen die Kontakte entsprechen etwas nachzubiegen, wird zumindest eine Weile halten.

    MfG M

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  • Hallo,

    eine Frage hätte ich dann doch noch. Zum Starter Klemme 30 gehen zwei Kabel. Ein dickes + von einer Batterie ein weiteres wesentlich dünneres, also kein Batteriekabel, vom Umschalter, welches die Reihenschaltung bewirkt. Warum reicht es aus wenn dieses Kabel, kein Batteriekabel ist? Dort müsste doch auch ein hoher Anlaßstrom fließen. Wenn zwei Batterien in Reihe geschaltet werden, ist das Verbindungskabel zwischen + und - doch auch ein Batteriekabel.

    Gruß

    vom Eicherfahrer

  • Hallo,

    wenn wir das gleiche Kabel meinen, ist das Kabel nur indirekt am Anlaßvorgang beteiligt.

    Beim Anlaßvorgang fließt lediglich der Strom für den Zugmagneten über dieses Kabel.

    Im Parallelbetrieb ist es die notwendige Brücke zwischen den beiden Pluspolen.

    Es fließen dann nur die Ausgleichsströme der Batterien darüber.

    MfG

  • Grüße,

    Beim Anlassen wird ja die Verbindung zum Pluspol der Batterie I vor der Reihenschaltung durch den Umschalter unterbrochen.

    Beim Starten hast du am Anlasser 24V anliegen.

    Der Strom für den Zugmagneten des Anlassers fließt von diesem Anschluß über den Kontakt "f" des Umschalters zum Anlasserzugmagneten zurück und lässt diesen anziehen uswusf.

    Bei den 12V W50 sollte man es tunlichst vermeiden zuversuchen den Motor zustarten, indem man am Anlasser die Kontakte brückt. Im besten Fall schmelzen die Blattsicherungen am Umschalter, zudem leiden die kontakte im Umschalter. Im Parallelbetrieb fließt natürlich der Ladestrom für die Batterie II über das Kabel.
    MfG M

  • Hallo,


    im Notfall geht sowas. Aber man sollte zu zweit sein. Einer startet, und wenn der Umschalter anzieht, kann der 2. die 24V an den Anlasser, oder an den Pluspol der 2. Batterie halten. Wichtig ist, dass die 24V wieder abkommen bevor der Anlassschalter losgelassen wird. Bei der Abholung von meinem MB LP hat der Verkäufer das mit mir auch so gemacht, da die Batterien platt waren. Nachdem er lief musste ich dann 200 Km heim. Und wehe der geht aus...


    Gruß


    Micha

  • Hallo,

    ich bin noch nicht so ganz fertig mit der Funktion des Umschalters. Wenn der jetzt defekt ist, kann ich dann den Motor auf folgende Weise starten? Der Hauptschalter bleibt aus, ich verbinde, mit einem Starthilfekabel, + und - der beiden Batterien und überbrücke dann + und den Magnetschalter am Starter.

    Gleich noch eine Frage. Wenn ich einen stärkeren Starter einbaue, fließt, beim Startvorgang, ein größerer Strom, kann es passieren, daß dann die Blattsicherungen am Umschalter rausfliegen?

    Gruß

    Uwe

Elektrik

Elektrik und Elektronik der IFA Nutzfahrzeuge.