Wirtschaftlichkeit der IFA Nutzfahrzeuge in der DDR

  • Hallo Gemeinde,


    Mich interessiert das Thema Wirtschaftlichkeit der IFA Nutzfahrzeuge, hat diesbezüglich jemand Informationen darüber?


    Wie schätzt ihr das ein?


    Waren die IFA Nutzfahrzeuge, insbesondere unsere Lastkraftwagen wirtschaftlich in Punkto , Kraftstoffverbrauch, Anschaffung und Unterhaltskosten?

  • Moin Renato,


    verglichen mit was?


    Im Internet kursieren ja einige Betrachtungen von Ost Instituten über das Gerät.


    Ansonsten ist das recht Schwierig, denn wenn man nix anderes Hat, spielt es keine Rolle, da man keine Wahl hat.

    Ansonsten könnte man sich ja nur fragen, wie schneidet der Fuffy im Gegensatz zu anderem West oder Ostgerät ab.


    Auffällig ist, das bei Untersuchungen von einer Durchschnittlichen Motorlebensdauer von 4000h ausgegangen wurde. Das ist zumindest nach West Maßstäben etwas wenig, da würde ich eher 10-15000h ansetzen.


    Der Kraftstoffverbrauch war 1965 mit 175g/psh recht gut, aber 1990 nicht mehr wirklich. Ein moderner nicht Abgasgereinigter Diesel brachte ende der 80er eher 145-150g/psh.


    Ausserdem war der W50 in seinen Späteren Jahren für seine Nutzlast Grob untermotorisiert, so das er nur mit kurzen Übersetzungen gefahren werden konnte.

    Da wären wohl eher 200-250PS angesagt, bzw. 300 für einen 30t Hängerzug. Damit könnten die Kisten länger Übersetzt näher am Maximalem Drehmoment und damit am Bestpunkt gefahren werden.


    Gruß Reinhard

  • Man sollte in Betracht ziehen, für was der IFA LKW W50 in seiner Entwicklung vorgesehen war. In den 60iger Jahren entwickelt, war die Vorgabe einen mittleren LKW mit 5 Tonnen Nutzlast zu konzipieren. Dafür war das Fahrzeug hervorragend geeignet und mit seiner Motorleistung sicherlich auch zeitgemäß motorisiert und wirtschaftlich.


    Die DDR war ja auch stets darauf bedacht Rohstoffe, die meist alle importiert werden mussten einzusparen, dazu zählte auch Mineralöl.


    Wir wir wissen, war ja auch der IFA LKW W50 nur für eine Produktionszeit für 3 - 5 Jahre vorgesehen, danach sollte bereits der Nachfolger produziert werden, aber es kam alles anders. Der Nachfolger L60 kam ja dann erst Mitte der 80iger Jahre in die Produktion, obwohl dieses Fahrzeug schon lange in der Entwicklung und fertig war.


    Es wurde viel geforscht und entwickelt um andere Motoren zur Verfügung zu haben, so gab es eine Reihe von Alternativen, leider erreichten sie alle keine Freigabe zur Produktion. Auf Grund des Embargos musste z. B. der L60 Motor komplett neu entwickelt werden, quasi das Fahrrad noch mal neu erfunden werden.


    Selbst ein Motor mit Common-Rail-Einspritzung (Dieselmotor mit mit hohen Einspritzdrücken und piezoelektronischer Zündung) wurden 1985 entwickelt, kam aber nicht zum Einsatz, obwohl dieser Motor in einem W50 eingebaut wurde und viele Testkilometer absolvierte. Es war der weltweit erste Common-Rail-Dieselmotor für ein Straßenfahrzeug. Es war der Motor MN 106 des VEB IFA Motorenwerke Nordhausen, mit besten Ergebnissen bei Emission und Kraftstoffverbrauch.


    Des weitern gab es Versuche die Fahrzeuge mit Gas zu betreiben.


    Zur Einsparung von Dieselkraftstoff wurde durch die VEB IFA Automobilewerke Ludwigsfelde und den VEB Motorenwerken Nordhausen ein Umrüstsatz für den Zweistoffbetrieb des W50 entwickelt, der es ermöglicht den LKW mit Import-Erdgas zu betreiben.


    Die Anlage arbeitet nach folgendem Prinzip:


    In 6 Gastankflaschen mit je 50 L Fassungsvermögen wird das Erdgas mit einem Druck von 20 MPa (200kp/cm²) gespeichert. Das Betanken erfolgt über einen zentralen Anschluß. Die 6 Gasflaschen sind durch Rohrleitungen miteinander verbunden. Über einen Druckminderer wird der Speicherdruck auf einen Arbeitsdruck von etwa 0,2 MPa (2 kp/cm²) reduziert. Über ein Magnetventil, ein Dosierventil und eine Korrektureinrichtung wird das Erdgas dem Saugrohr des Motors zugeführt. Die Erdgaszufuhr wird drehzahlabhängig durch eine im Fahrerhaus angeordnete elektronische Steuereinheit geregelt.


    Der Drehzahlimpuls wird durch einen am Steuergehäuse angeordneten Drehzahlmesser ausgelöst. Über einen Pneumatikzylinder wird bei Zweistoffbetrieb der Einspritzpumpenhebel in der der Zündstrahlmenge entsprechenden Stellung blockiert. Damit wird nur soviel Dieselkraftstoff eingespritzt, wie zur Zündung erforderlich ist. Der Rest der erforderlichen Kraftstoffmenge wird als Erdgas zugeführt. Die Dosierung erfolgt über das mit dem Gasgestänge verbundene Dosierventil und eine unterdruckgesteuerte Korrektureinrichtung. Bei Motorbremsbetrieb und beim Abstellen des Motors wird die Erdgaszufuhr durch schliessen des hinter dem Druckminderer angeordneten Magnetventils unterbrochen.


    Der Umbau des LKW W 50 auf Zweistoffbetrieb bedingt den Eingriff in mehrere Baugruppen des Fahrzeugs.



    Wirkprinzip: Zündstrahlverfahren

    Speichervolumen der 6 Tankflaschen: 60 m³/ 60000 L

    Durch den Zweistoffbetrieb verändern sich folgende Werte bei den Fahrzeugen W50 L, L/SP, L/K:

    Leistung: 87 kw /118 PS

    Drehmoment: 422 Nm bei 1350 U/min.

    Kraftstoffverbrauch etwa 4 L/ 100 km Dieselkraftstoff und Erdgas etwa 19000m³/100Km."


    Weiterhin gab es Fahrzeuge mit Biogasantrieb, entwickelt im IFA Motorenwerk Nordhausen.

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    ZT 300 mit Biogasantrieb


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    IFA LKW W50 mit Biogasantrieb


    Interessantes dazu unter: http://www.ifa-museum-nordhaus…gemeines/index.php?ID=131